Arzt-Arzt-Kommunikation in der Klinik
Eine präzise, strukturierte und professionelle Kommunikation zwischen Ärzten ist in jeder Klinik essenziell. Besonders in stressigen Situationen – wie bei der Visite, einem Notfall oder der Übergabe eines Patienten – müssen Informationen schnell und korrekt übermittelt werden. Die Fachsprachprüfung (FSP) legt deshalb großen Wert auf diesen Bereich der Kommunikation.
Gerade ausländische Kolleginnen und Kollegen stehen hier vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur die medizinische Fachsprache beherrschen, sondern auch wissen, wie man sich im deutschen Klinikalltag klar, höflich und effizient ausdrückt.
Auf dieser Seite lernst du Schritt für Schritt, wie du mit Kolleg:innen – insbesondere mit deinem Oberarzt oder deiner Oberärztin – professionell kommunizierst. Du bekommst realistische Dialoge, praktische Formulierungen und Tipps für die mündliche Kommunikation im Klinikalltag.
Die SBAR-Methode – strukturiert und sicher kommunizieren
Ein hilfreiches Werkzeug für strukturierte Arzt-Arzt-Kommunikation ist die sogenannte SBAR-Methode. Sie ist in vielen deutschen Kliniken inzwischen Standard und wird auch in der Fachsprachprüfung erwartet.
SBAR steht für:
- S – Situation: Was ist das akute Problem?
- B – Background (Hintergrund): Was ist die medizinische Vorgeschichte?
- A – Assessment: Was ist deine Einschätzung?
- R – Recommendation (Empfehlung): Was schlägst du vor?
Im nächsten Abschnitt findest du ein realistisches Beispiel für ein Gespräch zwischen Assistenzarzt und Oberarzt – inklusive SBAR-Struktur und typischen Formulierungen.
Arzt-Arzt-Kommunikation – SBAR-Methode in der Klinik
In der Fachsprachprüfung und im klinischen Alltag ist eine strukturierte Kommunikation zwischen ärztlichem Personal unerlässlich. Die SBAR-Methode (Situation – Background – Assessment – Recommendation) dient der klaren und effizienten Übergabe von medizinisch relevanten Informationen. Im folgenden Beispiel siehst du ein realistisches Gespräch zwischen einem Assistenzarzt und einem Oberarzt bei einem Notfall mit Verdacht auf Lungenembolie.
📌 Fallbeispiel: Herr Meier, 68 Jahre – akute Atemnot
Assistenzarzt: Guten Morgen, Herr Dr. Winter. Ich bin Dr. Schneider aus der Notaufnahme. Ich rufe an wegen eines Patienten, Herrn Meier, 68 Jahre alt, der sich vor etwa 30 Minuten mit akuter Atemnot und rechtsseitigen Thoraxschmerzen bei uns vorgestellt hat. Die Beschwerden sind plötzlich aufgetreten. Der klinische Verdacht liegt bei einer Lungenembolie.
Oberarzt: Wie ist sein aktueller Zustand?
Assistenzarzt: Der Patient ist ansprechbar, aber deutlich dyspnoisch und ängstlich. Die Atemfrequenz liegt bei 26/min, SpO₂ ist bei 91 % unter Raumluft. Die Symptome bestehen seit heute Morgen, wurden aber über die letzten Stunden stärker.
Assistenzarzt: Herr Meier hat eine bekannte tiefe Beinvenenthrombose auf der rechten Seite vor zwei Jahren, behandelt mit Apixaban. Laut Anamnese ist er adipös (BMI ca. 32), Raucher (30 Packungsjahre), hypertensiv und hat eine COPD im GOLD-Stadium II. Keine bekannte Tumoranamnese. Keine aktuellen Infekte oder chirurgischen Eingriffe. Laut Patient keine bekannte Medikamentenallergie.
Oberarzt: Hat er eine Immobilisation in letzter Zeit erwähnt?
Assistenzarzt: Ja, er berichtet, dass er seit einer Woche wegen Rückenschmerzen kaum das Haus verlassen hat und meist im Bett gelegen hat.
Assistenzarzt: Die Vitalparameter sind stabil: RR 135/85 mmHg, Puls 110/min, SpO₂ 91 % unter Raumluft, Temperatur 37,4 °C. Die D-Dimere sind mit 3.500 ng/ml stark erhöht. Das EKG zeigt S1Q3-T3 und eine Sinustachykardie. Im Kompressionensonogramm des rechten Beins war die Vena femoralis communis inkompressibel – Verdacht auf frische Thrombose. Der Wells-Score beträgt 6 Punkte – also hohe Vortestwahrscheinlichkeit.
Oberarzt: Wie ist die klinische Symptomatik im Vergleich zur Vorgeschichte?
Assistenzarzt: Anders als bei der ersten TVT gibt es diesmal akute Atemnot und Thoraxschmerz, was eine Lungenembolie wahrscheinlich macht. Es besteht keine Hinwendung zum Herzinfarkt oder zur Pneumonie.
Assistenzarzt: Ich empfehle dringend ein CT-Angiogramm zur Diagnosesicherung sowie eine stationäre Aufnahme auf die internistische Überwachungsstation. Ich habe bereits die Radiologie informiert, CT-Zeit ist in 45 Minuten verfügbar. Zusätzlich würde ich gerne die Antikoagulation mit Heparin nach Gewicht beginnen. Sind Sie mit diesem Vorgehen einverstanden?
Oberarzt: Ja, das ist absolut korrekt. Heparin-Start nach Standardprotokoll, bitte auch die Laborkontrollen anfordern (INR, aPTT, BB, Nierenwerte). Ich komme in 20 Minuten selbst zur Visite.
💡 Merke: In der FSP ist es wichtig, medizinische Informationen präzise, logisch und strukturiert weiterzugeben. Die SBAR-Methode bietet dir eine verlässliche Struktur – übe solche Szenarien regelmäßig mit verschiedenen Fällen!
Arzt-Arzt-Kommunikation – SBAR-Methode in der Klinik
Auch bei häufigen Notfällen wie der Appendizitis ist eine strukturierte Übergabe essenziell. Die SBAR-Methode hilft dabei, schnell und präzise alle wichtigen Informationen zu übermitteln – besonders in der Assistenzzeit oder bei Nachtdiensten.
📌 Fallbeispiel: Frau Lehmann, 27 Jahre – Unterbauchschmerzen rechts
Assistenzarzt: Guten Tag, Frau Dr. Keller. Ich bin Dr. Bach aus der Notaufnahme. Ich rufe wegen einer Patientin an, Frau Lehmann, 27 Jahre, die sich seit heute Morgen mit zunehmenden rechtsseitigen Unterbauchschmerzen bei uns vorgestellt hat. Der Schmerz begann periumbilikal und wanderte dann in den rechten Unterbauch. Es besteht zudem Übelkeit ohne Erbrechen.
Oberärztin: Ist die Patientin fieberhaft oder zeigt sie Abwehrspannung?
Assistenzarzt: Die Temperatur liegt bei 38,1 °C. Es besteht ein deutlicher Druckschmerz im rechten Unterbauch mit Abwehrspannung – klassisch McBurney und Lanz positiv.
Assistenzarzt: Die Patientin ist sonst gesund, keine chronischen Erkrankungen, keine Operationen in der Vorgeschichte. Keine bekannte Allergie. Sie nimmt keine Dauermedikation ein. Letzte Menstruation war vor 10 Tagen, regelmäßiger Zyklus. Keine auffälligen gynäkologischen Beschwerden laut Anamnese.
Oberärztin: Gab es schon Laborkontrollen?
Assistenzarzt: Ja, die Leukozyten liegen bei 14.300/μl, das CRP bei 38 mg/l. Urin-Stix ist unauffällig. Beta-HCG negativ.
Assistenzarzt: Die klinische Untersuchung, die typische Schmerzmigration, die erhöhte Entzündungsparameter und die fehlenden Hinweise auf eine alternative Diagnose sprechen stark für eine akute Appendizitis. In der Sonografie war der Appendix nicht eindeutig darstellbar, jedoch freie Flüssigkeit im rechten Unterbauch sichtbar.
Oberärztin: Gibt es Hinweise auf eine Perforation?
Assistenzarzt: Aktuell keine Peritonitiszeichen. Kein Hinweis auf eine generalisierte Bauchfellentzündung.
Assistenzarzt: Ich empfehle eine stationäre Aufnahme mit präoperativer Vorbereitung und operativer Versorgung bei gesicherter Appendizitis – entweder klassisch oder laparoskopisch, je nach Rücksprache mit dem Chirurgen. Ich würde gerne die Chirurgie konsultieren und bereits mit Flüssigkeitszufuhr und Antibiose beginnen.
Oberärztin: Einverstanden. Bitte legen Sie das OP-Protokoll an und kontaktieren Sie den chirurgischen Hintergrunddienst. Antibiose nach hausinternem Standard starten, Monitoring einleiten und alle präoperativen Maßnahmen durchführen.
💡 Tipp: Auch bei vermeintlich "einfachen" Fällen wie der Appendizitis hilft die SBAR-Struktur dabei, professionell und vollständig zu kommunizieren – das wird in der FSP positiv bewertet.
Arzt-Arzt-Kommunikation – SBAR-Methode in der Klinik
Die strukturierte Kommunikation ist insbesondere bei neurologischen Notfällen wie einem Schlaganfall entscheidend. Die SBAR-Methode ermöglicht eine präzise, sichere und zielgerichtete Weitergabe aller klinisch relevanten Informationen – auch unter Zeitdruck.
📌 Fallbeispiel: Herr Schubert, 74 Jahre – plötzliche Sprachstörung
Assistenzarzt: Guten Tag, Herr Dr. Langner. Ich bin Dr. Paulsen aus der Zentralen Notaufnahme. Ich berichte über Herrn Schubert, 74 Jahre, der heute um 13:15 Uhr mit plötzlichem Verlust der Sprachfähigkeit und einer Schwäche der rechten Körperhälfte von seiner Ehefrau gebracht wurde. Die Symptome bestehen seit ca. 50 Minuten, letzter Zeitpunkt, an dem er beschwerdefrei war: 12:25 Uhr. Der Verdacht liegt auf einem ischämischen Schlaganfall im Versorgungsgebiet der linken A. cerebri media.
Oberarzt: Gibt es Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfälle?
Assistenzarzt: Nein, der Patient ist wach, Glasgow Coma Scale 15, keine Krampfaktivität. Er ist jedoch deutlich aphasisch und hemiparetisch rechts.
Assistenzarzt: Herr Schubert hat eine bekannte arterielle Hypertonie, eine Vorhofflimmern-Erkrankung und einen Zustand nach Myokardinfarkt vor acht Jahren. Er nimmt täglich Apixaban 5 mg, Ramipril und Bisoprolol. Keine bekannten Allergien. Die Ehefrau berichtet von gelegentlichen Gangunsicherheiten in den letzten Wochen. Bisher keine Schlaganfälle in der Vorgeschichte.
Oberarzt: Wie sieht es mit Risikofaktoren oder Sturzereignissen aus?
Assistenzarzt: Keine Stürze, keine Fremdverletzungen. Der Patient hatte heute Morgen noch normal gefrühstückt und war allein auf Toilette. Danach bemerkte die Ehefrau die Sprachstörung.
Assistenzarzt: Klinisch zeigt sich eine globale Aphasie, eine komplette Hemiparese rechts, Fazialisparese zentral rechts sowie ein NIHSS-Score von 14. Vitalparameter: RR 160/95 mmHg, HF 86/min, SpO₂ 96 % RA, Temp. 36,8 °C. Kein Fieber, kein Nackensteifigkeit. Capillary Glucose 108 mg/dl. Die erste CT-Bildgebung zeigt keinen Blutnachweis. CT-Angiographie und Perfusion stehen noch aus.
Oberarzt: Besteht eine Kontraindikation für Lysetherapie?
Assistenzarzt: Nein, keine Blutungen in der Anamnese, keine Antikoagulationslücke, keine OP in letzter Zeit. Apixaban wurde heute früh um 8 Uhr eingenommen.
Assistenzarzt: Ich empfehle eine sofortige Entscheidung über Thrombolyse, abhängig vom CT-Angiografie-Ergebnis. CT-Angiografie läuft gerade. Falls keine Kontraindikationen und entsprechender Verschluss sichtbar, könnte zusätzlich eine Thrombektomie diskutiert werden. Die Stroke Unit wurde informiert, Intensivbett ist verfügbar. Soll ich die Lyse bereits vorbereiten?
Oberarzt: Ja, bitte bereiten Sie die Lyse vor, informieren Sie die Neurologie und dokumentieren Sie alle Zeiten exakt. Nach Vorliegen der Angio-Ergebnisse entscheiden wir final.
💡 Hinweis: In zeitkritischen Situationen wie beim Schlaganfall muss die Kommunikation besonders fokussiert und schnell sein – dennoch ist Struktur entscheidend. Die SBAR-Methode kann dir dabei helfen, keine wichtigen Informationen zu vergessen.