Arzt-Patient-Kommunikation in der Fachsprachprüfung

Eine klare, verständliche Kommunikation mit Patientinnen und Patienten ist eine der wichtigsten Kompetenzen im ärztlichen Berufsalltag – und ein zentraler Bestandteil der Fachsprachprüfung (FSP). Dabei kommt es nicht nur auf medizinisches Wissen an, sondern auch auf die Fähigkeit, komplexe Inhalte patientengerecht zu vermitteln, auf Fragen professionell zu reagieren und Missverständnisse souverän zu klären.

Auf dieser Seite findest du praxisnahe Hilfen zur mündlichen Kommunikation mit Patienten – mit typischen Gesprächssituationen, echten Beispielen aus dem Klinikalltag und hilfreichen Formulierungen, die du direkt üben kannst. Alle Szenen orientieren sich am medizinischen Alltag und helfen dir, dich optimal auf die FSP vorzubereiten.

Was dich auf dieser Seite erwartet:

  • Typische Missverständnisse im Arzt-Patienten-Gespräch und wie du sie korrigierst
  • Häufige Patientenfragen mit passenden professionellen Antwortstrategien
  • Kleine Fallstudien aus dem Klinikalltag mit realistischen Kommunikationsszenarien

Alle Inhalte sind speziell für Deutschlernende im medizinischen Bereich konzipiert – von Assistenzärztinnen und Assistenzärzten bis hin zu Vorbereitungskursen für die FSP.

Tipp: Lies die Dialoge laut vor, übe mit Kolleg:innen oder trainiere mit einem Sprachcoach, um Sicherheit in der Kommunikation zu gewinnen.

Missverständnis in der Kommunikation: Was wurde wirklich gesagt?

In Gesprächen mit Patient:innen kann es leicht zu Missverständnissen kommen – sei es durch medizinische Fachsprache, Nervosität oder akustische Probleme. Hier ein Beispiel, wie ein solches Missverständnis professionell, freundlich und ruhig aufgeklärt werden kann.

Arzt: Herr Lenz, Ihre Blutwerte zeigen, dass Sie eine Schilddrüsenunterfunktion haben. Wir beginnen mit einer niedrigen Dosis L-Thyroxin – 25 Mikrogramm täglich.

Patient: Wie bitte? Sie haben doch eben gesagt, meine Schilddrüse arbeitet zu viel!

Arzt: Nein, im Gegenteil. Ihre Schilddrüsenwerte liegen unter dem Normalbereich. Das heißt, sie produziert zu wenig Hormone – deshalb sprechen wir von einer Unterfunktion.

Patient: Ach so … ich hatte das falsch verstanden. Ich dachte, „zu wenig“ heißt, es ist zu viel im Blut.

Arzt: Das ist ein ganz typisches Missverständnis, keine Sorge. Der TSH-Wert im Blut ist bei einer Unterfunktion erhöht, weil der Körper mehr Hormone anfordert – die Schilddrüse kommt aber nicht hinterher.

Patient: Verstehe. Und was bewirkt das Medikament jetzt genau?

Arzt: Das L-Thyroxin ersetzt die fehlenden Schilddrüsenhormone. Es wird morgens auf nüchternen Magen eingenommen. In ein paar Wochen kontrollieren wir die Werte erneut und passen die Dosis gegebenenfalls an.

Patient: Danke. Gut, dass Sie das noch einmal erklärt haben.

Merke: Wiederholungen und aktives Nachfragen sind kein Zeichen von Schwäche – sondern ein wichtiges Werkzeug, um sicherzustellen, dass Patient:innen wirklich verstehen, was gesagt wurde. Missverständnisse lassen sich so freundlich und konstruktiv auflösen.

Missverständnis bei der Diagnose: „Gutartig“ heißt nicht „harmlos“

In der Kommunikation mit Patient:innen ist es wichtig, medizinische Begriffe in alltagsnaher Sprache zu erklären. Ein häufiges Missverständnis besteht bei der Diagnose „gutartiger Tumor“. Viele Patient:innen glauben, das bedeute, dass keine Behandlung notwendig sei. Dieses Beispiel zeigt, wie man so eine Situation freundlich und klar aufklären kann.

Arzt: Frau Danner, das MRT zeigt einen gutartigen Tumor an der Nebenniere. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um ein sogenanntes Adenom. Kein Grund zur Sorge – wir besprechen in Ruhe, wie es weitergeht.

Patientin: Ach so, wenn es gutartig ist, dann muss man ja nichts machen, oder?

Arzt: Nicht ganz. Gutartig bedeutet, dass der Tumor nicht bösartig ist – also kein Krebs. Aber: Er kann trotzdem Probleme machen, zum Beispiel durch Hormonproduktion oder durch seine Lage im Körper.

Patientin: Ich dachte, „gutartig“ heißt, es ist harmlos …

Arzt: Ich verstehe den Gedanken – das ist ein häufiges Missverständnis. Gutartig heißt nur, dass die Zellen nicht streuen und nicht ins Gewebe einwachsen. Trotzdem müssen wir prüfen, ob der Tumor aktiv Hormone bildet oder ob er wächst.

Patientin: Und was bedeutet das für mich konkret?

Arzt: Wir machen jetzt eine Hormonuntersuchung im Blut und im Urin. Und in drei Monaten machen wir noch einmal ein Kontroll-MRT. Wenn alles stabil bleibt, beobachten wir nur. Sollte sich etwas verändern, besprechen wir weitere Schritte. Eine Operation ist im Moment nicht notwendig.

Patientin: Danke, dass Sie mir das so genau erklären. Jetzt bin ich beruhigt.

Merke: In der Arzt-Patient-Kommunikation ist es hilfreich, Fachbegriffe in einfachen Worten zu erklären – und typische Missverständnisse aktiv aufzugreifen. Das zeigt nicht nur Empathie, sondern erhöht auch die Compliance der Patient:innen.

Missverständnis bei der Medikamenteneinnahme – professionell geklärt

Im klinischen Alltag kommt es häufig zu Kommunikationsproblemen – insbesondere dann, wenn Patient:innen medizinische Begriffe missverstehen oder Anweisungen falsch interpretieren. Im folgenden Beispiel siehst du, wie ein Arzt ein Missverständnis erkennt, ruhig reagiert und es professionell aufklärt.

Arzt: Guten Tag, Frau Mertens. Ich sehe gerade Ihre Medikamentenliste. Wie nehmen Sie denn das Marcumar zurzeit ein?

Patientin: Ich nehme immer eine halbe Tablette – aber nur, wenn ich Schmerzen habe.

Arzt: Eine halbe Tablette bei Schmerzen? Marcumar ist ein Blutverdünner, den Sie regelmäßig nehmen müssen, nicht nur bei Beschwerden.

Patientin: Ach so … Ich dachte, das ist wie ein Schmerzmittel. Ich habe es nur ab und zu genommen, wenn ich Schmerzen im Bein hatte.

Arzt: Ich verstehe. Aber Marcumar wirkt nicht gegen Schmerzen, sondern verhindert Blutgerinnsel – zum Beispiel bei Ihrer Thrombose. Es ist sehr wichtig, dass Sie es regelmäßig einnehmen, wie vom Arzt verschrieben.

Patientin: Oh je, das wusste ich nicht. Dann habe ich es wohl falsch gemacht.

Arzt: Kein Problem. Dafür sind wir ja im Gespräch. Ab heute nehmen Sie bitte täglich die vereinbarte Dosis, und wir kontrollieren regelmäßig den INR-Wert im Blut. Ich gebe Ihnen auch noch eine Informationsbroschüre mit.

Patientin: Danke, Herr Doktor. Jetzt habe ich es verstanden.

Merke: In der FSP solltest du ruhig und verständlich auf Missverständnisse eingehen. Wiederhole wichtige Informationen, stelle klärende Fragen – und verzichte auf Fachsprache, wenn du mit Patient:innen sprichst.

Häufige Patientenfragen & gute Antworten

Patienten haben oft ähnliche Sorgen und Unsicherheiten. Wer souverän, empathisch und verständlich antwortet, schafft Vertrauen. Die folgenden Fragen und Antworten helfen dir, typische Gesprächssituationen professionell zu meistern – sei es in der Fachsprachprüfung oder im Praxisalltag.

🟦 Frage: Muss ich operiert werden?

🟩 Antwort: In Ihrem Fall prüfen wir zunächst, ob eine konservative Behandlung ausreicht. Sollte eine Operation notwendig sein, besprechen wir den Ablauf ganz in Ruhe – Sie müssen nichts überstürzen.

🟦 Frage: Wie gefährlich ist das?

🟩 Antwort: Ihre Erkrankung ist gut behandelbar. Wichtig ist, dass wir die Therapie jetzt konsequent durchführen. Wir behalten den Verlauf engmaschig im Blick.

🟦 Frage: Kann ich damit weiter arbeiten?

🟩 Antwort: Je nach Tätigkeit und Verlauf Ihrer Behandlung kann es sein, dass Sie sich vorübergehend schonen müssen. Wir stellen Ihnen eine Bescheinigung aus und besprechen individuell, wann ein Wiedereinstieg möglich ist.

🟦 Frage: Wie lange dauert die Heilung?

🟩 Antwort: Das ist individuell unterschiedlich. Im Durchschnitt können Sie mit etwa XY Wochen rechnen. Ich begleite Sie während der ganzen Zeit und kontrolliere regelmäßig die Fortschritte.

🟦 Frage: Gibt es Nebenwirkungen?

🟩 Antwort: Wie bei allen Medikamenten kann es auch hier zu Nebenwirkungen kommen. Die häufigsten betreffen Magen oder Kreislauf. Ich erkläre Ihnen genau, worauf Sie achten sollten, und was in solchen Fällen zu tun ist.

💡 Tipp: Trainiere solche Fragen regelmäßig – mit Rollenspielen, echten Dialogbeispielen oder vor dem Spiegel. Eine ruhige, klare Ausdrucksweise überzeugt nicht nur in der Prüfung, sondern auch im Berufsalltag.

Mini-Fallstudien zur Arzt-Patient-Kommunikation

Kommunikation im ärztlichen Alltag ist oft herausfordernd – besonders wenn Patienten unsicher, überfordert oder widersprüchlich reagieren. Die folgenden Mini-Fälle zeigen typische Szenen aus dem Behandlungszimmer und trainieren dein Einfühlungsvermögen, deine Ausdrucksweise und deine Gesprächsführung.

📌 Mini-Fall 1: 32-jährige Patientin versteht Therapieplan nicht

Patientin: Entschuldigung, aber ich habe das mit den Tabletten nicht ganz verstanden. Muss ich die morgens oder abends nehmen? Und wie lange überhaupt?

Arzt: Danke, dass Sie noch einmal nachfragen. Sie nehmen die Tabletten bitte morgens nach dem Frühstück ein, und zwar täglich über einen Zeitraum von vier Wochen. Ich schreibe Ihnen das auch noch einmal genau auf. Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, melden Sie sich bitte sofort.

Patientin: Und wenn ich mal eine vergesse?

Arzt: Dann nehmen Sie die nächste Dosis ganz normal weiter. Verdoppeln Sie bitte nicht die Menge. Ich erkläre Ihnen das auch noch einmal schriftlich – kein Problem.

📌 Mini-Fall 2: Patient googelt Symptome und widerspricht

Patient: Ich habe im Internet gelesen, dass das eher ein Bandscheibenvorfall sein muss. Und da hilft doch sowieso keine Physiotherapie, sondern nur eine OP.

Arzt: Das verstehe ich – viele Patienten informieren sich heutzutage im Internet. Leider sind viele Informationen dort nicht individuell auf Sie zugeschnitten. Bei Ihnen sprechen die Befunde eher für eine muskuläre Ursache. Wir probieren die konservative Therapie zwei Wochen aus und besprechen dann gemeinsam die nächsten Schritte. Sind Sie damit einverstanden?

Patient: Na gut… wenn Sie meinen…

Arzt: Ich verspreche Ihnen: Wir beobachten das engmaschig und reagieren sofort, falls sich etwas verändert.

📌 Mini-Fall 3: Angehörige mischen sich ständig ein

Angehörige: Also ich finde, meine Mutter braucht dringend ein MRT. Das ist doch Standard bei solchen Beschwerden, oder?

Arzt: Ich verstehe Ihre Sorge sehr gut. Wir nehmen Ihre Mutter und ihre Beschwerden ernst. Ein MRT wäre momentan noch nicht medizinisch begründet, aber wir behalten alles genau im Auge. Zuerst führen wir einige gezielte Untersuchungen durch, um unnötige Belastung zu vermeiden. Ich bespreche alles mit Ihrer Mutter – und natürlich beantworte ich auch gern Ihre Fragen.

Patientin: Ich finde das gut, Herr Doktor. Danke, dass Sie mir das so erklärt haben.

💡 Merke: Gute Kommunikation erfordert Geduld, Struktur und Verständnis für Ängste und Informationsbedürfnisse – nicht nur bei Patienten, sondern auch bei Angehörigen.

🩺 Test: Arzt-Patient-Kommunikation auf FSP-Niveau

Wie gut kannst du auf typische Patientensituationen reagieren? Wähle die passende Antwort aus. Die Lösungen erscheinen direkt nach dem Klick.

1. Ein Patient fragt: „Ist das gefährlich?“ Was ist eine professionelle Antwort?

2. Der Patient versteht die Diagnose „gutartig“ falsch. Was sagen Sie?

3. Ein Patient sagt: „Sie haben gestern aber etwas anderes gesagt!“ – Wie reagieren Sie?

4. Wie erklären Sie dem Patienten „chronisch“?

5. Ein Patient fragt: „Gibt es Nebenwirkungen?“ – Was antworten Sie angemessen?

6. Wie übersetzen Sie „Hypertonie“ für den Patienten?

7. Der Patient googelt Symptome und widerspricht Ihnen. Was tun Sie?

8. Wie sagen Sie einem Patienten, dass er stationär bleiben muss?

9. Wie beruhigen Sie einen ängstlichen Patienten vor einer OP?

10. Ein Angehöriger redet ständig dazwischen. Was sagen Sie?

💡 Tipp: Wiederhole den Test regelmäßig, lies dir die Dialoge laut vor – und trainiere die Antworten, bis sie dir flüssig und empathisch über die Lippen gehen.